Boa constrictor imperator (Kaiserboa), Verbreitungsgebiet: Tarahumara   - Zwergboa

Kurzbeschreibung:

 

Boa constrictor imperator aus dem Verbreitungsgebiet Tarahumara können als Zwergboas bezeichnet werden.

 

Männliche Tiere sind sehr klein, sie erreichen eine durchschnittliche Gesamtlänge von ca. 100 - 120 cm. Weibliche Tiere werden etwas größer, bis ca. 140 cm und deutlich massiger. In Ausnahmefällen wurde auch von Tieren bis zu einer Gesamtlänge von ca. 160 cm berichtet.

 

Das natürliche Verbreitungsgebiet dieser Boas ist die Sierra Tarahumara, eine Wüste im Westen Mexikos. Die Tiere leben dort in Pinienwäldern, ca. 1.350 m über dem Meeresspiegel.

 

Diese Boas sind in der Terraristik noch sehr selten. Neben ihrer geringen Größe überzeugen sie auch durch ihr umgängliches Wesen und ihre unkomplizierten Haltung. Durch ihre vergleichbare Größe, sind sie eine Alternative zum zur Zeit äußerst beliebten Königspython (Python regius). Anders als bei diesem, ist das Fressverhalten dieser Boas aber völlig unproblematisch. Lange und nervenaufreibende Fresspausen sind nicht zu erwarten. Da außerdem auch die Aktivität dieser Tiere deutlich größer ist, kann diese Art auch durchaus Einsteigern in der Terraristik empfohlen werden.    

 

 

Meine Boas entstammen der Vincent Russo (USA) Linie.

 

Haltungsparameter:

 

Terrariengröße:

 

Gemäß der Mindestanforderung an die Haltung von Reptilien des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) vom 10.01.1997

 

1,0 * 0,5 * 0,75 (Länge * Breite * Höhe; bezogen auf die Gesamtlänge der Schlange);

                         (Richtwerte für jeweils 2 Tiere; je weiteres Tier + 20%)

 

bei Tieren über 150 cm gilt folgende Mindestanforderung: 

 

0,75 * 0,5 * 0,75 (Länge * Breite * Höhe; bezogen auf die Gesamtlänge der Schlange);

                         (Richtwerte für jeweils 2 Tiere; je weiteres Tier + 20%)

  

Somit sind für Boa-Tarahumara Terrarien mit einer Größe von: 

 

1,20 m (1,40 m) * 0,60 m (0,80 m) * 0,80 m (1,00 m) (Länge * Breite * Höhe)  

 

empfehlenswert (in Klammern Größe für sehr große Weibchen).

 

Ich halte meine Boas in meiner ehemaligen Python regius Anlage. Diese besteht aus kombinierten Terrarien-Rack-Kombinationen. Bei dieser Haltungsform wird unter einem normalen Terrarium (ich empfehle hier eine Mindestgröße von 1,20m * 0,60m * 0,60m; Länge * Breite * Höhe) eine zusätzliche Rackschublade installiert. Die Tiere können über einen "Höhleneingang" in den Rackbereich gelangen. Die Schlangen finden somit einen dunklen, ruhigen Rückzugsbereich und können sich im Terrarium ausreichend bewegen.

Diese Terrarien-Rack-Kombination dienten ursprünglich dem gesteigertes Sicherheitsbedürfnis von Python Regius, der ansonsten bei Stresssituationen oft mit Futterverweigerung reagiert. Dieser Aspekt ist bei der Boa-Tarahumara Haltung vernachlässigbar. Trotzdem nutzen die Tiere das so zur Verfügung stehende größere Platzangebot gerne aus. Gerade in der Häutung oder während der Trächtigkeit und dem Absetzen des Geleges wird die Rackschublade bevorzugt angenommen.

  

Temperaturen:

 

Tag:      27 - 29°C, lokal bis 35 °C 

Nacht:  25 - 26 °C

 

Zur Paarungsstimulation sollte eine nächtliche Temperaturabsenkung erfolgen.

    

Die Temperatur im Terrarium kann über die Beleuchtung (Strahler), Keramikstrahler (umstritten), Heizmatten, Heizkabel, Wärmeplatten (Heatpanel) oder über eine Kombination dieser Möglichkeiten erfolgen. 

 

Grundsätzlich soll eine Temperaturgefälle im Terrarium erzielt werden.

 

Die Beleuchtungstechnik und insbesondere Keramikstrahler sind durch geeignete Schutzkörbe zu sichern. Die Schlangen können sich ansonsten sehr schwere Verbrennungen zuziehen.

 

Beim Einsatz von Heizelementen wird der Einsatz eines Thermostats empfohlen.

 

Beleuchtung:

 

Die Beleuchtungsdauer sollte ganzjährig 12 Stunden betragen.

 

Zur Beleuchtung können neben der auch zur Beheizung verwendeten Strahler auch Leuchtstoffröhren verwendet werden. 

 

Luftfeuchtigkeit:

 

Geeignet ist ein mäßig feuchtes Terrarium.

 

relative Luftfeuchtigkeit am Tag 50 - 65 %, nachts bis zu 80 %

 

Die Luftfeuchtigkeit wird durch Sprühen erhöht. Die Sprühhäufigkeit und Sprühmenge müssen individuell ermittelt werden. Sie sind insbesondere vom Aufstellungsort (Raumluftfeuchte), der Belüftung des Terrarium und von der Beheizungsart abhängig (Keramikstrahler verursachen hohen Sprühbedarf). Im Normalfall reicht ein einmaliges Sprühen pro Tag. Zum Sprühen genügt eine Blumensprühflasche. Die Installation einer Beregnungsanlage ist nicht erforderlich, erhöht aber sichtlich den Komfort (z.B. bei unregelmäßigen Arbeitszeiten).

 

Durch das Sprühen soll nur die Luftfeuchtigkeit im Terrarium erhöht werden. Es soll aber nicht dauerhaft nass sein. Zwischen den Sprühintervallen sollte es abtrocknen.

 

Einrichtung:

 

Als Bodengrund eignet sich insbesondere feine Pinienrinde. Erde-Torf-Gemische gegebenenfalls mit feinem Kies-/ Sandbeimischungen sind ebenfalls geeignet. Keinesfalls sollte scharfkantige Stoffe (z.B. Quarzkiese) verwendet werden, da diese zu Verletzungen der Schuppen und Schuppenzwischenräumen führen können.

Der Bodengrund sollte die Feuchtigkeit leicht speichern, aber nach dem Sprühen auch relativ schnell abtrocknen. Schimmelbildung sollte verhindert werden. Außerdem sollte die Ausscheidungen der Tiere gut entnehmbar sein.

In größeren Zuchten und Racksystemen wird oft eine Heimtiereinstreu (z.B. Tierwohl Super) verwendet. Dieser ist zwar zweckmäßig, ermöglicht aber nicht die Optik eines naturnahen Terrariums. 

 

Als Klettermöglichkeiten sollten dicke kräftige Äste angeboten werden.

 

Eine Bepflanzung des Terrariums ist nicht unbedingt notwendig, verbessert aber die Optik und bietet zusätzlichen Sichtschutz für die Tiere. Echtpflanzen können nur bei Jungtieren dauerhaft überleben. Bei größeren Tieren empfiehlt sich der Einsatz von Kunststoffpflanzen.

 

Ein Trinkgefäß ist anzubieten. Dieses sollte so groß dimensioniert sein, dass die Schlangen dort auch baden können.

 

Unbedingt notwendig sind sehr enge Verstecke. Verwendet werden können z.B. Korkröhren, Tontöpfe mit Ausschnitt oder im Handel erhältliche Kunststoffhöhlen. Auch der Einsatz der von mir verwendeten Terrarien-Rack-Kombination kommt der Versteckmöglichkeit sehr entgegen. Die Tiere benötigen zur Erfüllung ihres Sicherheitsbedürfnisses unbedingt den engen Kontakt zwischen Körper und Versteck. Allerdings konnte ich beobachten, dass insbesondere bei adulten Tieren das Sicherheitsbedürfnis nachlässt. Sind sind auch oft an ungeschützten Stellen im Terrarium zu beobachten. 

 

Ernährung:

 

Als Futtertiere kommen Kleinsäuger, insbesondere Mäuse und Ratten in Betracht. Aber auch Hamster, Vielzitzenmäuse, Wüstenrennmäuse und Vögel (z.B. Küken) sind geeignet.

 

Die Tiere sollten nur maßvoll gefüttert werden, ein sogenanntes "Powern" ist zu vermeiden. Dies wird besonders in der Farbmorphenzucht praktiziert, um die Tiere schnell zur Geschlechtsreife zu bringen und so einen möglichst schnellen finanziellen Gewinn zu erzielen. Die Tiere müssen aber nicht schon im 1. Jahr zur Zucht gemästet werden. Ein langsameres, angemessenes Wachstum führt langfristig zu gesunden Tieren mit einer hohen Lebenserwartung.

 

Zur groben Abschätzung sollten der Durchmesser der Futtertiere etwa dem Durchmesser der Schlange entsprechen. Ich empfehle folgende Richtwerte, Zwischenschritte sind sinnvoll:

 

Schlüpflinge:            1 Springermaus aller 7 Tage

ab ca. 3 Monate:      1 adulte Maus oder eine Mausratte (Springerratte) aller 7 Tage    

halbwüchsige Tiere: 1 kleine Ratte (ca. 100g) aller 2 Wochen

adulte Tiere:             1 mittlere Ratte (150-200g) aller 3-4 Wochen.

 

Generell sind adulte Männchen etwas sparsamer als die Weibchen zu füttern, da sie keine Reserven für die Eiproduktion aufbauen müssen. 

 

Sollten die Tiere längere Zeit nicht fressen, sind die Haltungsbedingungen zu überprüfen. Oft ist das Sicherheitsbedürfnis der Tiere nicht erfüllt, es fehlt eine dichte Bepflanzung oder das Tier leidet an Stress, da es zu oft gehändelt wird. Auch beim Einleben eines Neuerwerbes ist eine Futterverweigerung normal. Besonders die Männchen legen in Zusammenhang mit der Fortpflanzung in bestimmten Zyklen Fastenzeiten ein.

Aber auch unter optimalen Haltungsbedingungen verweigern die Tiere hin und wieder die Nahrungsaufnahme. Dies ist aus meiner Sicht normal und gehört zur natürlichen Lebensweise der Tiere. Diese Nahrungsverweigerung ist unproblematisch, solange das Tier nicht übermäßig an Gewicht verliert. Da Boas wechselwarme Tier sind (Körperwärme wird durch externe Wärmequellen erzeugt), brauchen Sie generell nur sehr wenig Nahrung. Bei gleichwarmen Tieren wird ein Großteil der Energie aus der Nahrungsaufnahme (bis zu 90%) für die Erzeugung der Köperwärme verwendet.

 

Werden mehrere Boas in einem Terrarium gepflegt, sollten diese zur Fütterung unbedingt getrennt werden. Beispielsweise kann ein
Tier hierzu in eine separate Kunststoffbox gesetzt werden. Da die Boas sehr gierige Fresser sind, besteht sonst die Gefahr des Verbeisens der Tiere.  

 

Gefüttert werden können sowohl lebende Futtertiere, frisch abgetötet Futtertiere und auf Körpertemperatur angewärmtes Frostfutter. Ich füttere aus Gründen der Praktikabilität nur Frostfutter. Alle meine Jungtiere werden an diese Futterart gewöhnt. Frostfutter ist unproblematisch auf Reptilienbörsen oder im Internet erhältlich. Eine Bevorratung ist leicht möglich. Das Auftauen der gefrosteten Futtertiere erfolgt im warmen Wasserbad. Damit die Nager nicht vernässen, können Sie in einer Plastiktüte ins Wasserbad gebracht werden.

 

Nach meiner Meinung kann jeder Python auf Frostfutter umgestellt werden. Oft ist hier aber eine "langer Atem" des Halters notwendig. Sollten die Tiere die Nahrungsaufnahme verweigern, darf kein anderes Futtertier gefüttert werden. Nach ca. 2 Wochen bietet man erneut Frostfutter an. Dieser Vorgang kann sich über mehrere Monate hinziehen, den Tieren schadet dies nicht. Irgendwann nehmen sie dann das Frostfutter an.

 

Eine Zugabe von Vitaminen ist aus meiner Erfahrung, auch bei der alleiniger Fütterung von Frostfutter, nicht notwendig.